Freitag, 29. Januar 2010

Aus dem Leben eines Informatikers

Als Informatiker hat man mehr mit Maschinen zu tun als mit Menschen. Vorgehensweisen, die Menschen - also nicht Informatiker - haben, werden von uns beobachtet, analysiert und schließlich selbst ausgeführt. Besonders interessant sind für uns soziale Protokolle.
Diese sozialen Protokolle... ich werde sie nie verstehen...
Lasst mich euch ein Beispiel nennen:
Als selbstständiger, selbstversorgender Mann, wie wir Informatiker nun mal sind, gehe ich selbst einkaufen, esse zum Frühstück und zum Abendessen jeden Tag das gleiche. Also etwas, was ich im nächstgelegenen Supermarkt einkaufen kann. Mittags gehe ich in die Kantine und zahle mit meiner Mitarbeiterkarte an der Kasse nach dem Buffet. So weit, so gut.
Letzten Monat hat mich ein Arbeitskollege zu seinem Geburtstag eingeladen. Ungewöhnlicherweise hat er nicht bei sich zu Hause gefeiert sondern in einem Restaurant. In einigen Blogeinträgen, man interessiert sich ja im Voraus, hab ich vom „Essen gehen“ schon mal gelesen und war vorbereitet. In der Einladung, die, ökologisch verwerflich, mir auf einer Karte ausgehändigt wurde stand: „Macht euch keine Gedanken, die Kosten gehen auf mich.“ Ich habe die Karte natürlich eingescannt und dann zurückgegeben, so konnte er sie wiederverwenden.
In diesem Restaurant haben wir zu fünft gegessen. Interessanterweise kam jemand an den Tisch und hat gefragt was wir wollen, ein Buffet sah ich nirgendwo. Etwas verwirrt wurde mir erklärt, man solle sich anhand der Beschreibung auf einem Faltblatt ein Gericht aussuchen welches einem dann gebracht wird. Auch das Getränk sollte man sich aussuchen. Apfelschorle, was sonst? Mein Tischnachbar, Physiker, nahm übrigens Spezi.
Nach dem Essen und interessanten Gesprächen über Clustering im SuSy-Raum mit jenem Tischnachbarn bat das Geburtstagskind um die Rechnung. Er bezahlte allerdings etwas mehr, als auf der Rechnung stand. Mir wurde erklärt:
Wenn man bedient wird, zahlt man dazu sogenannten Trinkgeld. Dieses ist Geld, welches dem Personal gegeben wird um sich für guten Service zu bedanken. Man sagt, Bedienungen leben von diesem Geld, weil deren Gehalt alleine sehr gering sei.
Wieso dies aber nun TRINKgeld heißt, konnte mir allerdings niemand erklären.
Aufgrund des anregenden Gesprächs mit meinem Tischnachbar haben wir ausgemacht, uns demnächst noch ein mal zu treffen und das Gespräch fortzuführen. Dazu gingen wir in eine Bar. Laut Karte war der Preis meiner Apfelschorle höher, bei dem Spezi weiß ich nicht mehr den Preis im Restaurant. Da ich ihm anscheinend weiter geholfen hatte, lud auch er mich ein und wieder bemerkte ich den Zuschlag, das Trinkgeld. Ich fragte nach, wie hoch dieser Zuschlag denn sein sollte. Er meinte, er liege üblicherweise bei ca. 10% des angegebenen Preises. Er machte mich außerdem darauf aufmerksam, wie andere zahlten und dass dazu meistens auf den nächsten Euro oder halben Euro aufgerundet würde. So würde man sich das Kleingeld sparen. Dafür brauchte man also Bargeld, für gewöhnlich zahle ich immer mit EC Karte.
Nun, letzte Woche gingen wir erneut gemeinsam in diese Bar. Dieses mal brauchte ich seine Hilfe und bot ihm an, ihn einzuladen, was er gerne an nahm. Als die Bedienung zum Kassieren kam, wollte ich erst den Betrag auf der Rechnung zahlen doch der Physiker machte mich darauf aufmerksam, dass ich eben diese 10% noch dazu zahlen sollte was dann zufälligerweise einen runden Preis von 10 Euro ergeben hat. Und die Bedienung sah mich dieses mal nicht so verwirrt an wie die Kassiererin in der Kantine.
Mir wurde nun wiederum erklärt, dass man Trinkgeld nur zahle, wenn man eben bedient würde. Ich dachte dann also, ich hätte es verstanden.
Nun war gestern allerdings ein Stehempfang wegen der zehnjährigen Firmengründung mit fliegendem Buffet...

Diese sozialen Protokolle... ich werde sie nie verstehen...

1 Kommentar:

Sascha hat gesagt…

und das ganze wird noch komplizierter:

Wenn du ganz klar als "Student" erscheinst, dann brauchst du nicht soviel TRINKgeld zahlen (obwohl Studenten besonders viel trinken)
Denn dann ist bekannt, dass du eh wenig Geld hast...

vielleicht sollte man sich also immer einfach einladen lassen :-) ?